Bei Saufleys habe ich in einem Badezimmer eine Waage entdeckt und habe mich dann gewogen. Die Waage zeigte, dass ich 153 pounds wog. OK. dachte ich und was heisst das nun in kg? Im Internet habe ich dann nachgeschaut wie schwer ich nun bin. Nicht einmal mehr 70 kg. Ausser ich hätte etwas falsch gerechnet. Vor dem Abflug in die USA wog ich fast 78 kg. Ich habe schon bemerkt, dass die Hosen eher grösser wurden. Das heisst nun also essen was hineingeht. Ich laufe gerne und oft auch weit. Aber ich benötige jeden Tag um die 5000 Kalorien. Heute bis ca. halb 2 Uhr am Nachmittag sind wir schon 13.5 Meilen gelaufen. Candidos der jetzt neuerdings auch wie ich mit einer Fahne, dem Sternenbanner der USA herumläuft, wurde wiederum von Terry abgeholt. Ich wollte weitergehen und lief noch ca. 8 Meilen weiter. Ich bin nun bei ca. Meile 486. Jetzt bin ich auf einem sehr komischen Campingplatz, der hat seine besten Zeiten definitiv schon lange hinter sich. Das Campinghaus mit WC, Dusche und Waschraum ist abgebrannt, ich der einzige Kunde und der verantwortliche läuft herum mit einem Kapuzenpulli als sei er ein Geist. Er hat mir sein WC angeboten. Ich war drinnen, einmal und nie wieder. Ich benütze jedoch lieber den einsamen in der Wiese stehenden Wasserhahn.
Monat April 2017
30.Tag Fluchtauto mit Chauffeur 28.4.
Heute morgen nachdem ich alles erledigt habe verabschiedete ich mich von den Saufleys und deren Helfer. Nach 2.5 Meilen dem Highway entlang ging es bei einer Movie Farm wieder in die Berge. Dort traf ich unterwegs auf einen anderen Hiker. Den Namen weiß ich nicht mehr. Einen Frühpensionierten Ingenieur aus dem Silikon Valley. Er wusste viel über die Natur. Von ihm habe ich auch allerhand über die beiden giftigen Pflanzen Poison Oak und Puddel Dog Busch gelernt. Die beiden Pflanzen kommen am PCT recht häufig vor und man soll sich hüten Sie nicht zu berühren.
Zwischendurch hatte ich wiederum Begegnungen mit 2 Klapperschlangen. Einer bin ich beinahe auf den Schwanz gestanden. Ich machte ein Riesen Satz den Hang hinauf und sie hat angefangen ganz energisch zu rasseln mit eben diesem Schwanz. Um ca. 15.30 Uhr waren wir dann am vereinbarten Ort, wo ein Auto für uns bereitstehen sollte, damit wir wieder zurück zu Terry Kenney fahren konnten. Anstatt nur das Auto war sogar Terry selber vor Ort. Mit einem grossen Kasten Bier welches er auch anderen Hikern anbot. Danach fuhren wir zurück zu seinem Camper um zu duschen. (Nobel PCT Hiker). Anschliessend gings ins Rock Inn in Lake Hughes wo ich 2 Portionen Fish and Chips gegessen habe. Übernachtet habe ich und Candido wieder bei Terry im Camper und heute morgen früh brachte er uns wieder zurück auf den Trail.
29.Tag Hiker Heaven 27.4.
Heute ging es wieder über zahllose Hügel nach Agua Dulce zu den Saufleys. (Hiker Heaven) Die haben alles aufgebaut was Hiker so brauchen. Wäsche waschen, Kochgelegenheit, Postservice, Waschraum, WC, Sogar ein internetzelt gibt es. Zurück zum Trail. Auf dem Trail laufe ich gerne allein. Ich bestimme das Tempo, die Pausen und und hänge manchmal auch allerlei Gedanken nach. Ich habe es gerne wenn der Wind über die Hügel streicht und die fast endlosen Grasflächen sich im Rhythmus des Windes hin und herbewegen. Manchmal jedoch ist der Wind so heftig und bockig dass man aufpassen muss nicht vom Trail geweht zu werden. Bei der Ankunft in Agua Dulce ging ich noch in ein Lokal um etwas zu trinken und zu essen. Ich war eigentlich nicht hungrig aber so erfährt man etwas vom Dorf. Nach einer kurzen Zeit kam ich dann mit dem Wirt auch ins Gespräch und nachdem ich ihm meinen Beruf genannt habe, zeigte er mir händeringend was für schlechte Lampen er habe. 2 Lampen im Restaurant funktionierten nicht. Er erzählte der Trafo sei kaputt. Kann fast nicht sein. Jedesmal wenn er an der Lampe rüttelte blinkte sie auf. Die eine Leuchte konnte ich dann mit dem Sackmesser reparieren. Sie hatte nur einen Wackelkontakt. Bei der anderen hätte ich dann doch ein bischen mehr Werkzeug oder eine Klemme gebraucht. Als Dank musste ich danach für die feine Suppe und das Cola nichts bezahlen.
28.Tag moderner Cowboy 26.4.
Heute morgen zeigte uns Terry seine Farm. Er hat sie an 2 Standorten. Wenn meine Mutter dieses Durcheinander sehen könnte! Ordnung wäre das halbe Leben. Eigentlich bestehen die Farmen nur aus diversen grösseren und kleineren Gehegen mit Schafen, Schweinen, Eseln, Pferden, Kühen usw. Dazwischen stehen diverse Pickup Tracks, Tieranhänger und weiteres Equipment. Die Danach gings noch in eine Wäscherei um die Wäsche zu waschen. Am Nachmittag habe ich zusammen mit Candido noch 3 Pferde Coral zusammengebaut. Anschliessend zeigte mir Terry wie man ein 4 Rad Töff fährt und schickte mich um die Gegend zu erkunden und um zu schauen wo die Rinder sind. Rinder habe ich jedoch keine gefunden. Die Farm liegt in einem hügeligen Gelände und umfasst über 4500 Hektar. Am späteren Nachmittag gab es dann noch richtigen Reitunterricht und eine Vorführung wie man mit dem Lasso umgeht.
26.Tag Ritas Dorn Preuss Training 24.4
Ich stand früh auf und war um 6 Uhr als erster auf dem Trail. Es sind auf diesem Trailabschnitt mehrer Wegvarianten möglich. Ein Teil des PCT ist gesperrt wegen irgendeiner gelben Froschart. Als dort ging es dann einige Meilen über die Strasse. So kam ich dann auch gut vorwärts, die Strecke war einfach. Mein Zelt schlug ich dann recht spät nach 18 Uhr bei Meile 410 auf. So weit bin ich noch nie an einem Tag gelaufen. Es ist eigentlich schon noch interessant. Irgendetwas schmerzt fast immer. Entweder ein Fuss dann irgendein Muskel oder ein Gelenk. Blasen habe ich keine mehr. Aber daran habe ich mich ein bisschen gewöhnt. Kurz bevor ich in die USA abreiste hat mir Rita von der Hochwiese noch die Dorn Preuss Methode für das Becken ausrichten gezeigt. Diese Übung mache ich jetzt jeweils vor dem einschlafen. Besten Dank Rita für den Tipp.
25.Tag Mount Baden Powell 23.4.
Heute morgen nach einem guten Morgenessen brachten sie mich retour auf den Trail. Ich habe jetzt neue Schuhe, welche ein wenig höher sind als die alten von Jonny. Es waren gute Schuhe aber nach all den Trainings und PCT Meilen einfach aufgebraucht. Auf den ersten paar Metern, ich wollte die obersten Schlaufen bei den neuen Schuhen offenlassen, fädelte ich mit den Schuhbändel des anderen Schuh bei eben diesen Hacken ein und es kam wie es kommen musste. Es überschlug mich mitsamt Rucksack auf dem PCT. Ron und Michèle haben dies mitangesehen. Die denken jetzt wohl wie dieser Schweizer Hiker es überhaupt bis nach Wrightwood geschafft hat. Ausser ein paar Kratzer habe ich nichts abbekommen. Danach wusste ich, dass man Schuhe richtig binden sollte. Nach 5 Meilen kam ich an den Fuss des Mount Baden Powell. Alle haben mir geraten nicht die Strecke über den Berg zu nehmen. Zu viel Schnee und ich kein Eispickel und keine Krallen (crampons) für die Schuhe. Es wäre doch fiel einfacher auf die Wüste auszuweichen. Ich habe mir überlegt, wenn ich wegen dem Schnee jetzt schon kneife, wie um Himmels willen soll ich über die Sierra gehen. (In der Zwischenzeit habe ich mir Pickel und Schuhkrallen per Internet bestellt und nach Tehachapi schicken lassen). Auf den Berg selber waren es nur 4 Meilen. Die ersten beiden Meilen waren einfach zu laufen. Nur selten Schnee. Dann immer mehr Schnee. Es war nicht gefährlich aber man musste gut aufpassen um nicht abzurutschen. Irgendwann sah ich dann auch kein Weg mehr. Ich hatte ein GPS, also kein Problem. Von da an ging ich nur noch gerade durch den Schnee nach oben. Oben angekommen entschädigte mich die Aussicht für den Chrampf der letzten Meilen.
Anschliessend ging ich noch weiter bis zu einem schönen campground im Wald. Ca bei Meile 384.
27. Tag Programmänderung 25.4
Heute morgen wachte ich auf Meile 410 auf. Mein Schlafsack war auf der Zeltseite nass und mir war kalt. So weit so gut. Wie jede Nacht wenn ich allein schlafe habe ich Ohrpfropfen in den Ohren so kann ich nichts hören und das ist gut so. Ich höre nichts wgen Kojoten und anderem Getier. Heute ging es zuerst bergab 8.5 Meilen. Bis zum Fire Depot von Mill Creek. Dannach 17.5 mile bis zum nächsten Wasser (ca. 30km). Unterwegs hatte ich kurz Kontakt mit Candido der mir mitteilte dass er sich heute mit einem alten Marine bei der fire station bei Meile 418.5 an der mille Creec Fire Station treffen wollte. Es war eine Warnung wegen dem Sand Fire herausgegeben worden. Ein Teil des Trail war gesperrt. Vor Ort traf ich dann Candido. Irgendwann traf dannauch Terry, ein old Marine ein. Es gab zuerst 3 Bier. Mit ein paar anderen Hikern fuhr er uns danach durch die Berge in eine Richtung. Keine Ahnung welche, um nach einer Stunde festzustellen dass es die falsche war. Also auf einem Parkplatz ein paar Fotos danach retour zur Mill creec fire station und gleich weiter. Jetzt sitze ich irgendwo in der Wildnis. Anstatt ein Haus hat mein Gastgeber nur ein Wohnwagen und rundherum Gehege mit Longhornrinder (250Stk) Schafen, Pferden und Hunden. Jetzt habe ich ein super Znacht gegessen. Anwesend war auch noch ein Israeli und wir haben noch über die globale Politik diskutiert. Was hat mir vor 3 Wochen einer gesagt!! Der Weg ist das Ziel.
24. Tag Holzen und rasen mähen 22.4.
Heute war ein zero day. Das heisst ich blieb in Wrightwood. Ich war immer noch Gast bei Ron und Michèle. Den Vormittag über war ich in Wrightwood um einzukaufen und ein super gutes amerikanisches Frühstück mit Eier, Speck, Rösti und Toastbrot zu essen. Mit anderen Hiker habe ich die Situation in den Bergen der Sierra mit dem vielen Schnee besprochen. Was tun? Es hat Schnee wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Ich habe dann noch ein wenig den Leuten geholfen. Rasen mähen, einen Baum wegräumen. usw. Dabei bin ich mit den Nachbarn ins Gespräch gekommen. Vor 3 Generationen aus Italien eingewandert und überzeugte Demokraten. Meine Gastgeber sind überzeugte Republikaner. Das ergab dann daraus ein interessantes Gespräch in Bezug auf die aktuelle Politik in den USA und auch wegen der laufenden Immigrationen vom nahen Osten nach Mitteleuropa. Während dem Nachtessen erzählte mir Ron recht viel aus der Geschichte Kalifornien. Dabei ging es immer weiter in die Vergangenheit bis mir Ron plötzlich sagte ich soll mir die Hände waschen. Zuerst verstand ich nicht warum. Danach zeigte er mir jedoch seine Sammlung, bestehend aus Gegenständen der Zeit des Goldrausch ab 1848 in Kalifornien, Gebrauchsgegenstände der Indianer und auch diverse Fossilien. Alles die letzten 40 Jahre zusammengetragen. Die meisten Gegenstände im Rahmen seiner Arbeit im Wald. Solche Geschichten am Rand des Weges finde ich sehr spannend. Übrigens: das Haus steht praktisch auf der San Andreas Verwerfung.
22. Tag über den San Andreas Graben
Heute ging es eigentlich nur nach oben. 19 Meilen lang. Von ca. 2500 Fuss auf 8300 Fuss. Von der Wüstenlandschaft bis hinauf zu den teilweise mit Schnee bedeckten Bergen. Von der Buschbesetzten Landschaft hinauf zu den Bergföhren. Unterwegs wechselte ich beim San Andreas Graben noch die kontinentalplatten. Ich startete um 6 Uhr auf den Trail. Mitte Vormittag überholte mich noch ein Paar aus Genf. Die waren schnell, bald waren sie aus meinem Blickfeld entschwunden. Bis am Nachmittag habe ich sie wieder eingeholt. Typisch “ Les Romand“
21. Tag zum Cajon Pass 19.4.
Zur Zeit laufe ich jeden Tag um die 20 Meilen. Heute ging es vom Staudamm des Silverwood lakes dem See entlang bis zum grossen Highway über den Cajonpass. Am Morgen musste Gil, der am gleichen Ort übernachtete, noch ein Rudel Kojoten verscheuchen. Ich war etwas weiter weg und konnte nur noch deren Geheul hören. Die Landschaft ist, sofern nicht verbrannt, wunderschön. Ich laufe oft 2-3 Std. durch komplett verbrannte Gegenden. Mitte Vormittag, ich machte eine kurze Rast holte mich Candidos ein. Er war einen Tag vor mir in big bear City gestartet machte jedoch weniger Meilen pro Tag. Er erzählte mir, dass er gewusst habe, dass ich seit diesem morgen vor ihm auf dem Trail sei. Er war bei den Border Patrol und hat dort gelernt Schuhabdrücke im Sand zu lesen und interpretieren. Am späteren Nachmittag war dann das Highlight der Mac Donald am Cajonpass. Soviel gegessen und Cola getrunken habe ich noch nie in einem Mac. Auch weil es für die nächsten 25 Meilen kein Wasser gab. (System Kamel) Anschliessend ging ich dann noch einige Meilen der untergehenden Sonne entgegen. Auf dieser Strecke fotografierte und filmte ich noch die Züge welche Tag und Nacht, meist beladen mit Schiffscontainern über diesen Pass kriechen. Gezogen von bis zu 5 Diesel Loks und 1 1/2 Meilen lang. Ich höre es gerne, die amerikanischen Züge, wenn sie von Zeit zu Zeit ihre Hörner mit den typischen Klang betätigen.