Beim Schreiben dieser Zeilen sitze ich wieder in meinem Büro in Flums. In Vancouver hatte ich Zeit meine Ausrüstung zu reinigen und Instand zu stellen. Essen war auch ein grosses Thema. Am Abend vom 6.September ging es dann mit dem grössten Passagierflugzeug, dem A380 zuerst nach London und dann zurück in die Schweiz. In Zürich warteten dann Ursula mit den beiden ältesten Töchtern. Karin und Julia. So und nun bin ich wieder daheim. Eigentlich sollte ich nun ein paar gute gute Vorsätze fürs weitere Leben parat haben. Ich habe mir beim laufen oft überlegt, was bin ich für ein Mensch. Welche guten Vorsätze fürs Leben möchte ich in Zukunft umsetzten. Eigentlich stehe ich in diesem Zusammenhang mit recht wenig da. Ich konnte auf dieser langen Wanderungen viele Erfahrungen und Eindrücke sammeln, welche ich sicher nie vergessen werde. Zum Schluss möchte ich mich noch bei all denen bedanken, die es mir überhaupt möglich machten diese Reise zu machen. Allen voran meiner Frau Ursula und den Kindern. Bei meinen Mitarbeitern welche den Betrieb weiterführten. Bei Vorstandskollegen in diversen Verbänden und Vereinen welche meine Arbeit ebenfalls übernahmen. Ebenfalls geht mein Dank an die diversen Trail Angels auf der ganzen Strecke und die vielen Leute welche mir auf dem Trail mit Tipps und Tricks geholfen haben. Namentlich Candido, welcher mir ein guter Lehrer fürs englisch und das Leben in Amerika war. Dale mit seinem reichen Wissen von Pflanzen und Tieren von Nordamerika. Oder Badger und ihre Familie welche mir oft geholfen hat. Ich kann gar nicht alle aufzählen und habe vielleicht auch einige wieder vergessen. In diesem Zusammenhang kommt mir jedoch noch die Namen von Dok, Catherine oder Donna in den Sinn.
159.Tag nach Vancouver 4.9.
In der Lobby vom Manning Park Resort habe ich auf dem Boden ein bisschen geschlafen. Zuerst hatte ich nur ein Schuh als Kopfkissen, dann habe ich noch ein Kissen auf einer Polstergruppe gefunden. Um 2 Uhr morgens kam dann der Bus super pünktlich. In Vancouver liess ich mich von einem Taxi an einen eher zentralen Ort bringen. Wie es der Zufall so will. Beim 2. Hotel fand ich auch ein Zimmer das passte. Gutes Internet und ich konnte um 7 Uhr am Morgen schon das Zimmer beziehen. Das war es also mit meiner PCT Wanderung. Ich staune selber dass ich jetzt hier bin. Nicht mehr in aller frühe aufstehen, das Zmorgä in der freien Natur auf einem Baumstamm sitzend einnehmen. Sich am Sonnenstand orientieren, wo Norden ist. Laufen auch wenn die Füsse schmerzen. Immer ungefähr nach Norden. Alles was ich die letzten Monate besass, hatte Platz in einem Rucksack. Ich hoffe dass ich ein paar Sachen und Ideen aus dieser Wanderung mit in mein zukünftiges Leben mitnehmen kann. Ich musste oft geduldig sein, musste warten, war von anderen Leuten abhängig. Mit einem freundlichen Lächeln kommt man oft weiter als mit vielen Worten. Ich hoffe dass ich das kann. Übermorgen habe ich mein Flug über London zurück in die Schweiz und dort wird mich dann der Alltag wieder einholen. Ich freue mich darauf. Wie wird es in der Familie, im Betrieb sein? Sie alle habe ich auf Selbständigkeit geformt und so wie ich es aus meiner jetzigen Perspektive sehe haben sich alle bewährt. Ich kann und will Ihnen diese Selbständigkeit nicht mehr nehmen. Muss aber meine eigene Rolle in diesem Netzwerk finden. Das wird meine nächste Herausforderung werden. Ich kenne mich.

Das Buran Raumschiff von der damaligen Sowjetunion. Nur einmal gestartet und wieder gut zur Erde zurückgekommen.
158.Tag zur Grenze 3.9.
So langsam geht meine Wanderung dem Ende entgegen. Heute Mittag war ich schon in Kanada in Manning Park. Um halb 6 Uhr gingen wir bei Dunkelheit los und waren schon vor 8 Uhr beim nördlichen Terminus des PCT an der Grenze zu Kanada. Andere Hiker schildern dies als sehr bewegenden Moment. Ich war froh, dass ich es geschafft hatte. Die ersten Tage und Wochen war ich nicht sicher ob ich das überhaupt noch kann, so weit, über so viele Höhenmeter mit diesem Gewicht zu laufen. Oft tat irgendetwas weh. Ein Fuss, ein Gelenk. Danach war es wieder besser. Eine zeitlang hatte ich in der Leiste schmerzen. Dann habe ich mit Leuten gesprochen und den Tipp bekommen Stretching zu machen. Also machte ich das und jetzt ist das wie weggezaubert. Die letzten paar Wochen hatte ich Rückenschmerzen. Die lassen sich jedoch nicht so leicht wegzaubert obwohl ich dazwischen Turnübungen machte. Wahrscheinlich und das hoffe ich bin ich jetzt ziemlich gesünder als vor 6 Monaten. Krank war ich jedenfalls nie in dieser Zeit auf den PCT. Nach ein paar Bildern und einem Bier (extra von der trailmagic aufgehoben) ging ich noch die gut 8 Meilen bis Manning park in Kanada und die beiden Bayern zurück um dann nach Seattle zu kommen. Sie hatten kein Kanada Entry Permit dabei.
157.Tag ein Wachhund? 2.9.
Letzte Nacht hatten wir ein neues Haustier oder ev. einen Wachhund. Es war ein Deer das so alle 2 Std. durch das Lager lief. Es war auch alles andere als leise. Das erste mal dachte ich noch, was kann das bloss sein. Danach störte es mich eigentlich nicht mehr. Am Morgen ging es bei schönsten Wetter weiter durch die herrliche Gebirgslandschaft. Immer mehr oder weniger nach Norden. Ein Pass folgt auf den anderen. Es geht hinauf und hinten wieder hinab. Jetzt sehen wir die Wilderness Feuer in der Ferne sehr gut. Meistens nur Rauch. Manchmal aber auch das Feuer selbst. Der grösste Teil der Feuerfront ist in BC Kanada. Mich wird das Feuer nicht betreffen. Ich gehe westlich davon vorbei. Nach 16 Uhr kamen wir zum Hopkins Lake. Es war unser Tagesziel. Bis zur Grenze nach Kanada sind es nur noch 6.4 Meilen und von dort bis Maning Park Resort noch einmal gut 8 Meilen. Beim See ging ich noch schwimmen um mich zu waschen. Ist zwar recht kalt.
156.Tag beim Hartzpass 1.9.
Die letzte Nacht war wieder recht kalt, ich habe jedoch gut geschlafen. Im Schlafsack habe ich jedoch zusätzlich zum T Shirt ein Hemd angezogen und auch meine Ersatz Socken habe ich angezogen. Vor dem Mittag gab es eine der letzten grossen Steigungen vom PCT zu bewältigen. Ca. 3000 Fuss. Oben war die Aussicht wieder genial. So weit das Auge reicht. Rundherum nur Berge. Zuerst war als Lagerplatz der Hartzpass vorgesehen. Kurz nach 4 Uhr waren wir jedoch schon dort. Und erlebten auch eine Überraschung. Trailmagic. Ein Hiker von letztem Jahr hatte auf einem Parkplatz ein Zelt aufgestellt. Er hatte diverse Getränke, Süssigkeiten, Wasser und Verpflegung dabei. Jeder Truehiker konnte sich davon bedienen. Truehiker gelten jene die den ganzen PCT laufen. Nach dieser Stärkung gingen wir noch 3.5 Meilen weiter.


155.Tag Rainy Pass 31.8.
Letzte Nacht haben die Chipmunks meinen Foodsack und mein Rucksack angefressen. Der Foodsack hing eigentlich etwa 4m hoch in den Bäumen und mein Rucksack war im Vorzelt. Andere Hiker nehmen das Essen oft in das Zelt. Genau wegen den Chipmunks. Die Landschaft durch die wir laufen ist einfach sehr schön. Wir haben das riesige Glück dass wir meistens schönes Wetter haben. Am Mittag kamen wir zum Rainy Pass. Nur schon der Name sagt, dass hier das Wetter oft nass ist. Nicht umsonst wirbt Washington mit dem Satz: der immergrüne Staat. Die Wälder sind grün. Manchmal mehr als bei uns. Am Boden Moos und darüber viel Grünzeug und Beeren. Bis am Abend kamen wir zum Methow Pass.


154.Tag auf den letzten PCT Abschnitt 30.8.
Heute nach dem Mittagessen ging es zurück auf den Trail. Vorgesehen waren so ca. 10 Meilen. In dieser Gegend braucht man anscheinend noch eine separate Bewilligung für einen Zeltplatz und es war nur einer bei ca. 8 Meilen frei. Also gingen wir erst mit dem 2 Uhr Bus zurück zum Trail bei der High Bridge. Debi, die Chauffeurin hat extra noch Wasser und Eis für die durstigen Hiker eingeladen. Den Vormittag habe ich noch verbracht um die Ausrüstung zu komplettieren und Reparaturen gemacht. Ebenfalls hatte ich noch Zeit um am Blog zu schreiben. Und natürlich wieder viel essen. Das Wetter sollte die nächsten Tage bis zu kanadischen Grenze gut sein. Eigentlich immer sonnig. In dieser Gegend soll es viele Bären haben und so ging Leo auch zuvorderst. Er hat auf dem PCT noch nie einen Bären gesehen. Und siehe da, nach einigen Meilen sahen wir schon den ersten davon. Einen jüngeren. Scheu war der aber gar nicht. Er hat uns etwa gleich angeschaut wie wir ihn bestaunt haben. Ich konnte sogar ein Video machen. Am Abend fanden wir dann unseren Zeltplatz, recht schön zwischen zwei grösseren Bächen gelegen. Das Rauschen der Bäche im Hintergrund schlief ich dann auch recht schnell ein.
153.Tag. Zero Day 29.8.
Am Morgen hatte ich um 7 Uhr meinen Zeltplatz bereits geräumt. Ich wollte im nahen Restaurant einen guten Zmorgä essen und habe auch mit Ursula abgemacht zu Skypen. Für die nächste Nacht in Stehekin habe ich ein Zimmer reserviert. Darauf freue ich mich. Wieder einmal in einem waren, weichen Bett zu schlafen. Das Internet hier ist jedoch ziemlich mies. Die verkaufen hier 3 Tages Internetzugang für 15 Dollar mit einem Datenlimit. Bei diesem schlechten Internet kommt man jedoch nie auf diese Datenmenge. Ich habe versucht Bilder hochzuladen. Unmöglich. Und Skypen war auch nur mit Audio und nicht mit Video möglich. Heute habe ich wirklich viel gegessen. 2x Morgenessen. 1x Mittagessen. 1x Vesper in der Bäckerei. 1x Znacht und diverses dazwischen. Eine Geschichte am Rande: wir haben zu dritt ein kleines 2 Bett Zimmer gemietet. Badger hat dann auch noch im gleichen Zimmer geschlafen. Also 4 Personen. Die beiden Bayern am Boden. Badger hat dann anderen Hikern erzählt wie gut und sauber die Dusche bei uns sei. Danach kamen reihenweise andere Hiker bei uns vorbei um zu duschen, da die öffentliche Dusche dreckig und auch verstopft war. Ich sass auf dem Bett und schrieb an meinem Blog und immer wieder kamen da Leute um zu duschen.

Herstellung von trockenem Brot. Ganz nach dem Motto. Trockenes Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart.
152.Tag nach Stehekin 28.8.
Habe mich verschlafen heute morgen und stand erst um viertel nach 6 Uhr auf. Dies war weiter nicht schlimm da heute nur noch knapp 10 Meilen zu laufen waren. Ab High Bridge gab es einen Busshuttle bis Stehekin. Um gut 10 Uhr war ich dann auch schon dort. Dieser Ort diente die letzten 3000 Jahre den Indianern aus der Gegend als Sommerlagerplatz. Sehr schön gelegen mit viel Wasser im Stehekin River. In Stehekin leben sehr wenig Leute. Es ist Ausgangspunkt für Wanderer und nur per Boot, zu Fuss oder mit dem Flugzeug zu erreichen. Es hat Strassen hier aber es führt keine Strasse hierhin. Wenn ich die Autos anschaue fühle ich mich in der Zeit zurückversetzt. Hier fahren Autos herum wie bei uns vor 30 Jahren. Uralte Subarus aus der Anfangszeit und Dodges. Bei uns stehen solche Autos vermutlich im Verkehrshaus Luzern. Es gibt aber eine Bäckerei die wirklich gut ist, vor allem wenn man so hungrig ist wie PCT Hiker. Dort habe ich am Nachmittag noch einen Beeren Pie mit viel Vanille Glace gegessen. Sehr gut. Badger ist mit ihrer Familie extra hierher gekommen um andere Hiker zu treffen. Sie haben am Nachmittag einen kleinen Jeep gemietet und so konnten wir mit Ihnen zusammen sogar noch einen Ausflug unternehmen.
151.Tag Old PCT Trail 27.8.
Zur Zeit stehe ich eher später auf. So ca. um viertel vor 6 Uhr. Die beiden Bayern stehen noch später auf. Da sie im Gegensatz zu mir jedoch nicht kochen sind wir dann um viertel vor 7 Uhr alle fertig zum laufen. Ich könnte mit diesen Energieriegeln wie die essen nicht leben. Das ist so etwas gutes, eine heisse Schokolade und Outmeal mit Erdbeeren, Pfirsiche oder Blaubeeren am Morgen. Nach einigen Meilen gab es eine Abzweigung zum alten PCT. So kürzen wir unseren Weg um ca. 5 Meilen ab. Der Weg wird nicht mehr gross benützt und wir mussten dauernd über Bäume klettern. Ebenfalls hat es 2 Bachüberquerungen eine davon ist ein recht grosser Bach. Ich fand nach einigem Suchen eine Verklausung mit mehreren Baumstämmen über welche wir dann klettern konnten. Ich war heilfroh als wir alle 3 auf der anderen Seite waren. Bis zum Abend liefen wir dann ca. 23 Meilen. Gleich nach der Ankunft beim Lager um ca. 18 Uhr nahm ich noch ein Bad im Fluss daneben. Sooo… kalt aber so schön dann ein bisschen sauberer in den Schlafsack zu gehen. Beim Abendessen drehte sich dann das Gespräch wieder oft über Essen. Ich selber esse so viel wie noch nie am PCT. Nur um danach noch ein wenig Hunger zu haben. Ich freu mich dass wir morgen Stehekin erreichen. Als erstes gehe ich einen grossen Burger essen.